Bandinfo
 

 
 

  Foto: Uli Mayer

 
     
 

Die Song & Danceman Band stöbert im schier unerschöpflichen Fundus der Bob Dylan Songs. Sie stößt dabei auf bekannte und versteckte Meisterwerke und bringt diese Schätze in neuem Gewand auf die Bühne.





Wie fing das an?

Warum tun die das?



 
 

 
     
 

...wie das anfing !

Etwas liegt heute in der Luft in Raum Nr. 05, in dem alten US-Bunker am Stadtrand von Fulda. Gar nicht mal der Muff aus den braunen Pfandflaschen mit den abgestandenen Bierresten. Auch nicht der kalte Zigarettenqualm, der aus den Teppichstücken und Stoffvorhängen dünstet, die ringsum an Wänden und Decke kleben; ein netter - leider vergeblicher- Versuch, den Krach etwas in Zaum zu halten.

Die dicke Luft im Proberaum Nr. 05 ist gerade eben erst aufgezogen – sechs Musiker, Gitarren vor der Brust, Mikrophone, Schlagzeugstöcke in der Hand, hocken im Kreis. Diskussion ist angesagt. Heftig. Gestreßte Blicke werden ausgetauscht.

„Die Musik möglichst original getreu nachspielen oder aber: frei nach Schnauze interpretieren, die Songs auffrischen und verjüngen“, das ist hier die Frage, die das Sextett im Kern in zwei Lager spaltet. Und die Debatte wird noch hitziger. Kein Wunder. Hier geht’s um Rockklassiker. Um Popperlen. Es geht um die Songs von Bob Dylan.

Bassist HERMANN DIEL hat die sechs Musiker zusammengetrommelt. „Ich wollte einfach Leute ansprechen, die ich aus verschiedenen Gruppen und Projekten kannte, die mir sympathisch waren – von denen ich das Gefühl hatte, daß sie auch vom Herzen her zum Dylan-Konzept passen.“ Die Song & Danceman Band ist ein lang gehegter Traum des Dylan-Enthusiasten, endlich schien er greifbar nah – und nun der ganze Zoff...

Hermanns Position steht unverrückbar fest: Für eine stumpfe Cover-Truppe steht er nicht zu Verfügung. „Die Song & Danceman Band soll kein Musik-Museum sein. Dylan selbst bringt kaum einen Song zweimal in bekannten Gewande und Arrangement. Der Meister erfindet seine Lieder ständig neu und hält sie damit forever young.“ Genau an diesem Punkt soll die Song & Danceman Band anknüpfen.

Folgendes Line-Up wird aus den intensiven Diskussionen der ersten Tage und Bandproben hervorgehen: JUTTA DIEL (Gesang) , DIRK HARDEGEN (Gitarre/Gesang), TINE ´MASCHINE´ MÖLLER (Drums) und MATTHIAS ´HAPPY´FRÖHLICH (Gitarre/Gesang). In dieser Besetzung spielt die Song & Danceman Band ihre erste kleine Konzertserie – die positive Resonanz von Publikum und Presse bestätigt das eigenständige Konzept. Doch die Band feilt weiter – am Programm und an der Besetzung.

Um zusätzliches Profil in Sound und Bühnenshow zu gewinnen, verstärkt sich die Formation 2002 durch MONIKA KLUG (Gesang). Sie beschert der Song & Danceman Band nicht nur eine weitere markante Frontpersönlichkeit mit ausdrucksstarker Stimme. Von jetzt an werden ausgefeilte mehrstimmige Chorpassagen zur musikalischen Visitenkarte der Gruppe. Weitere Konzerte durch hessische Musikkneipen und Kulturtreffs schließen sich an.

Paukenschlag für die Band: Schlagzeugerin Tine Möller verlässt die Band, um nach England zu gehen. Ohne Drummer muß die Song & Danceman Band eine mehrmonatige Zwangspause einlegen. Danach kommen die Musiker in neuer Besetzung zusammen. Gleich zwei frische Gesichter stoßen zur Band – und komplettieren damit die aktuelle Wunschbesetzung: Die Brüder CHRISTIAN (Drums) und JULIAN SCHNORR (Gitarre/Gesang), zwei versierte Instrumentalisten und Musiker, mit weitreichenden Banderfahrungen. - Und wieder geht’s rauf auf die Bühnen...

„Eine Dichterlesung der besonderen Art“ gelobt Basser Hermann Diel zum Auftakt der Live-Shows der Song & Danceman Band – und er verspricht nicht zu viel. Seine kenntnisreichen und charmanten Moderationen verknüpfen nicht einfach bloß die musikalischen Versatzstücke des Programms. Vielmehr setzen sie die verschiedenen Dylan-Kompositionen auch in ihren jeweiligen Zeitbezug, vermitteln überraschende Tatsachen und Informationen zu den Liedern und lassen somit sowohl eingefleischte Dylanologen als auch unbeschlagene Dylan-Laien im Publikum gleichermaßen aufhorchen.

Und welche Lieder gibt es zu hören? Vom jungen Dylan bis zum späten Dylan. Vom akustischen Folky bis zum elektrifizierten und elektrisierenden Rocker. Natürlich alle Klassiker, um die niemand herumkommt, der sich ernsthaft mit Rock- und Popgeschichte auseinandersetzt - „Blowing in the wind“, „Hey, Mister Tambourine Man“, „Knocking on heaven´s door“, „All along the watchtower“, „It´s all over now, Baby Blue“, „Mighty Quinn“, „Like a rolling stone“, um nur einige zu nennen.

Die Song & Danceman Band hat aber auch bewußt weniger bekannte Dylan-Stücke ins Programm mit aufgenommen: „Shooting Star“, „My Back pages“, „Masters of War“, „Tryin to get to heaven“, „Girl from a northern country“ zum Beispiel. Die Songauswahl spiegelt die musikalische Bandbreite Dylans und reflektiert seine verschiedenen Karrierephasen.

Alle Lieder bekommen dabei ihre unverwechselbare Song & Danceman Band-Prägung. „Mister Tambourine Man“: afrikanisch angehaucht. „Shooting Star“: hebt ab mit sphärischen Sounds. „Gotta Serve Somebody“: der pastoralen Prägung entrissen – jetzt ein lasziver Soulstöhner. „I´ll be your Baby tonight“: läßt den schleppenden Groove einer schwarzen Funk-Band auf Dylans unbeschwerten Accoustic-Folk treffen. Und es funktioniert.

Die Lieder stehen – die Band zerbröselt: Moni, das „Maschinengewehr der Südrhön“, verschlägt es an den Rhein: Sie singt jetzt in Köln und bringt jungen Jecken Klavier und Blockflöte bei. Schlagzeuger Christian ging gleich noch weiter, über den Ozean und lebt nun als Profitrommler in Californien.  Doch wenn Du glaubst ... kommt irgendwo die Daggi her: Super-Daggi brachte neue Ideen und eine betörende Stimme in die Band. Und der Sänger, Tänzer, Liederschreiber und Mandolist der Rhöner Säuwänzt hat sich seiner eigentlichen Profession besonnen: Er ist nun Schlagzeuger der Song & Danceman Band.

Längst sind die jährlichen Gigs der Song & Danceman Band im stimmungsvollen Ambiente des „Fuldaer Kulturkellers“ fixe Institution - bislang immer ausverkauft. Auch bei ihren Auswärtsspielen sammelt die Band mit ihrem speziellen „Evening with Bob Dylan“ kräftig Sympathiepunkte. Junge Songs, die unter die Haut gehen, gespielt von einer frischen Band. Der Meister hätte garantiert seine Freude..."

 
 

 
   

... warum die das tun !

1976. Ilja Richter präsentiert Disco '76 – Licht aus, womm, Spot an - yeah. Auf der Disco Bühne sind alle verkleidet, in Glitzer-Tüchern oder in Raumfahreranzügen oder laufen barfuß umher. Ich bin 13 und lerne bei Ilja was es so gibt in der Welt der Musik – Licht aus womm-yeah. Am 22. Mai 1976 singt hier Penny McLean irgendwas, und Tina Charles säuselt I Love To Love. Dann kommt ein Video. Weil es so lang ist, wird es geteilt: Heute Teil eins, Fortsetzung dann am 17. Juli.

"Was ist das denn?" Da steht ein dürrer Kerl, unrasiert, mit Wuschelkopf, und nölt in ein Mikro. Daneben eine Frau, etwas größer als der Wuschelkopf, und fidelt auf der Geige. Der Film ist zwar überlang, kommt aber mit einer einzigen Einstellung aus. Es leuchtet, blitzt und glitzert nix, kein Nebel, keiner tanzt, die beiden bewegen sich eigentlich gar nicht. Nur fideln, Gitarre schrummen, Mikro nölen. Sonst nichts. Irgendwann wird der Streifen angehalten – Fortsetzung am 17. Juli. Bei Ilja singt Mike Krüger noch Na denn. Aber da habe ich schon ausgeschaltet. Ich werde nur noch ein einziges Mal Iljas Disco schauen, am 17. Juli.

Vom Text des ins Mikro-Nölers habe ich kein Wort verstanden. Aber ich habe das Gefühl, an irgendetwas Großem teilgenommen zu haben.

Meine Rettung ist mein Nachbar, Bubu. Der braucht Ilja nicht mehr, denn er weiß auch so, was man hören muß. Der Bubu ist schließlich schon 18. Bob Dylan habe der Kerl geheißen, meint Bubu, und das Lied Hurricane. Bubu nimmt mir mal ein Doppel-Album auf, Before The Flood. Das wäre auch Bob Dylan, aber mit einer Band, und die hieße The Band. Kurz danach kaufe ich die "Bibel", also die 2001-Übersetzung aller Bob Dylan Texte – bis dahin.

In der Schule steht später das Thema Verantwortung auf dem Stundenplan. Der Lehrer spielt uns Who killed Davey Moore vor. Kenn' ich schon. Als es zur Rassenfrage in Amerika kommt, habe ich Emmett Till schon gehört und ich kann Hattie Carroll fast auswendig. Ich weiß sogar, wer Rubin Hurricane Carter ist.

Manchmal denke ich, die letzten fast 30 Jahre wären leichter gewesen, wenn es der Ilja damals bei Harpo und Pussycat belassen hätte. Die anderen konnten einfach mit ihren schicken Slippern in die Disco gehen, tolle Frauen kennenlernen, und mußten nicht ein einziges Mal nachdenken, um was es bei diesem oder jenen Lied ging. Die mußten eigentlich gar nicht denken, sondern konnten sich voll auf die Mädchen konzentrieren. Und die mußten auch nicht 30 Jahre lang mit aller Welt diskutieren, ob der, den sie gerade auf dem Plattenteller hatten, singen kann oder nicht. Die mußten höchstens mal leiser stellen.

Die mußten auch nie darüber nachdenken, was das Phantom der Oper in der Desolation Row zu suchen hat, und warum sich Einstein als Robin Hood verkleidet und früher mal ein berühmter Geiger war. Das war also viel einfacher. Aber irgendwie auch viel langweiliger.

Und so zieht sich das über Jahre, mit vagabundierenden Lieblingssongs. Zum Beispiel Mississippi. Du segelst durch eine hoffnungslose Welt, dein Schiff zersplittert in tausend Stücke – und doch bleibt dein Herz leicht und du hast nichts als Sympathie für alle, die mit Dir segeln. Was kann man mehr verlangen vom Leben?

Doch es gibt immer noch Ignoranten, die trotz allem nicht verstanden haben, daß Bob Dylan nicht nur singen KANN, sondern es auch noch am besten von allen tut. Und Dylan selbst erfindet zwar ständig alte Lieder neu, aber hat halt nicht die Zeit, dies überall mit allen Songs zu tun.

Deswegen gibt es die Song & Danceman Band. Und das ist die ganze Wahrheit. Bestimmt.